Knall in der Gehörlosenschule



Weil Leher unterrichten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, gehen Eltern auf die Barrikaden.

Zürich In einer Zèricher Gehörlosenschule kam es zum Eklat: Die Verantwortlichen musste eine sechsköfpige Klasse aufteilen, die Klassenlehrerin wurde beurlaubt. " Aus disziplinarischen Gründen", heisst es intern. Ob und wann die Lehrerin zurückkehren wird, ist unklar. Zwischen Schulleitung und Eltern ist ein seit Monaten schwelender Konflikt eskaliert. Per Brief haben sich die Eltern an die Züricher Bildungsdirektorin Regine Aeppli gewandt. Sie fordern den Einbezug einer Pschologin. Auch der Schweizerische Gehörlosenbund hat sich eingeschaltet. Was ist passiert?

Schauplatz ist das Zentrum für Gehör und Sprache im Züricher Stadtteil Wollishofen (ZGSZ). Es geht um den Umgang mit der Gebärdensprache, jener Kommunikationsform, die für Hörbehinderte notwendig ist und von speziell ausgebildetem Lehrpersonal beherrscht wird.  Es geht aber auch, das wird schnell klar, um überforderte Beteiligte in einem Schulsystem mit dem Anspruch, dass körperliche Behinderung die Bildung nicht beeinträchtigen darf.

Die Eltern erheben schwere Vorwürfe gegen die Schule und den "konzeptlosen" Unterricht. Ursula Werner, die Mutter eines der zehn- bis elfjährigen Kinder, sagt: "Die Schule erachtet die Gebärdensprache nicht als vollwertig." An gewissen Tagen habe eine Lehrerin alleine unterrichtet, die keine Gebärdensprache spreche. Das benachteilige jene Schüler, die sich untereinander ausschliesslich in dieser Form ausdrücken.

Adrian Brägger, der Vater eines anderen Kides, berichtet von Verständigungsprobleme mit den Lehrern. Die Kinder hätte im Unterricht einmal gefragt, welche Farbe entsehen würde, wenn sie Blau und Gelb mischten. Die Lehrerin habe lediglich "ja" geantwortet, sagt Brägger.

Die Eltern sind überzeugt, dass es möglich ist, ihren Kindern dieselbe Schulbildung zu bieten wie Normalhörenden. Das zeige der Unterricht an der Gehörlosen-Sekundarschule in Wollishofen. An dieser würden Gebärden- und Lautsprache systematisch und gleichzeitig unterrichtet, sagt eine Mutter. Dass drei der Kinder jetzt in einer tieferen Klasse mit anderen, mehrfachbehinderten Schülern unterrichtet werden, sei "inakzeptabel".

Gehörlosenbund: Die Schweiz ist 20 Jahre im Rückstand

Schuldirektor Jan Keller weist den Vorwurf zurück, die Schule würde die Kommunikation durch Gebärden als "Sprache zweiter Klasse+ behandeln. Die Gebärdensprache sei an der Schule "völlig anerkennt". Es sei aber nicht zwingend notwendig, dass alle Lehrpersonen diese Kommunikationsform beherrschen. Trotzdem hält Keller fest: "Sämtliche Mitarbeitende haben Gebärdensprachekurse besucht oder besuchen diese aktuell."

Roland Wanger vom Schweizerischen Gehörlosenbund überascht der Streit nicht. Das Problem gehe über die SChule in Wollishofen hinaus. Gehörlose würden in der Schweiz generll falsch unterrichtet, sagte er. An Schweizer Schulen werde die Gebärdensprache immer noch als ein Hilfssprache für die Lautsprache angesehen. "Die Schweiz ist bei der Ausbildung der Gehörlosen im Vergleich zu Skandinavien 20 Jahre im Rückstand", sagte Wanger. Dort würde Gehörlose bilingual unterrichtet, Gebärden- und Lautsprache also gleichwertig behandelt.

Entsprechende Standards fehlen in der Schweiz. Deshalb will der Gehörlosenbund diese auch hierzulande implementieren. Dafür brauche es an den Schulen Lehrer-Teams, bei welchen alle Gebärdensprache verstehen. Wanger: "In der Ausbildung der Gehörlosen brauchte es einen Paradigmenwechsel."

Schulleiter Keller findet die von den Eltern hart kritisierte Aufteilung der Klasse und die Versetzung dreier Schüler in tiefere Klassen "vertretbar". Er spricht von einer "pragmatischen Notlösung", mit der die weiterer ordentliche Beschulung sichergestellt werden könne. "Unsere Lehrer sind sich gewohnt, Leistungsunterschiede im Unterricht aufzufangen."

Weiterhin sei es möglich, dass die Lehrerin in den Unterricht zurückkehren würde. Sie habe 15 Jahre lang an der Schule unterrichtet und dabei stets hervorragende Arbeit geleifert, so Keller.






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